Mittwoch, 27. Februar 2013

Kleiner Vogel

Drei Gedichte zum gleichen Thema:
                 
                         Kleiner Vogel

                     Ich weine um Dich
                     am Rinnstein
                     zerzaust
                     die ermatteten Flügel
                     Abbild meines
                     verwundeten Herzen

                     verborgene Worte
                     perlen über lange
                     versiegelte Lippen -

                     fließende Verse

                     Ich singe
                     bis du dich
                     wieder erhebst

                     ©bmh

                                             Kleiner Vogel


                    Umhüllt
                    von einem Balg aus Federn, Grashalmen und Erde
                    klopfst Du in Deinem Nest
                    von innen an Deiner Eischale,
                    drängst hinaus ins Leben.

                    In Deinen ersten Schritten,
                    taumelig mit verklebten Flügeln,
                    den Schnabel laut piepsend gespreizt,
                    durchzittert Deinen zarten Körper ein einziger Schrei -
                    all-hungriger Lebensdurst.
       
                    Kleiner Vogel, mütterlich umhegt -
                    schon bald besingst Du
                    die Ewigkeit tragenden Kräfte des Lebens.

                    © Bernhard Albrecht, 27.02.2013
                    Barbara Hauser zugeeignet

                                       Vom Fliegen
           

                   Der erste Flug, nicht hoch genug -
                   am Rinnstein fand die Reise
                   schnell ihr Ende...
                   die zarten Flügel ausgebreitet,
                   die kleinen Augen schreckgeweitet.

                   Von sanften Händen hochgehoben
                   beruhigt sich das kleine Herz,
                   hört auf zu toben.

                  Aus dieser Höhle schützend weich
                  drängt es den flüggen Vogel gleich.

                  Schau, wie er startet, fast unerwartet.
                  sieh nur, wie er fliegt, sich selber besiegt!

                  Vom Wind getragen mit zarten Schwingen,
                  hörst Du ihn hoch in den Lüften singen -

                  vom ewigen Augenblick des Lebens.

                  © bmh/02.03.2013
                  www.sans voile.blogspot.com




                   

Wind

                Leise wehst Du, ein Hauch nur, über
                in Deinem Atem erzitternde Gräser,
                schlüpfst durch tausendfältige hohe Hallen
                sanft vor sich hin schwankender Halme -
                Du unsichtbar und doch spürbar naher.


                Du gehst eigenwillige Wege,
                treibst, was aus dem Kreislauf des Werdens gefallen,
                launisch spielend oder wild fauchend vor Dir her,
                fragend und unerbittlich zugleich -
                Deine Gebärde.


                Du richtest Dich auf
                zu alles überwältigender Kraftgestalt
                in Himalaya hohen Wolkenwänden,
                wirfst Dich im Bunde mit prasselndem Regen
                allem Werde Feindlichem entgegen
                und überschwemmst die Trägheit der Herzen -
                mit neuem Tatendrang.


                Du hoher Patriarch, zart und ungebärdig,
                Meister steter Neubelebung -
                Du horizontloser Riese 
                unermüdlicher Werde Bewegung.

                © baH, 27.02.2013
   
           
                   

Montag, 25. Februar 2013

Lauschendes Fragezeichen

            Still schwingen sie sich hinaus in den Umkreis,
            koboldisch verschmitzt lächelnd die Arme,
            an den Enden bizarr verknotet,
            komisch verzerrt und doch ...
            zum leisen Lachen verleitend ihr Ausdruck.


            So stehst Du, Geist der Platane,
            wie herausgefallen aus einer anderen Welt,
            ein still lauschend Fragezeichen. -
            Amüsierst Du Dich über meine
            ausweglosen inneren Verschränkungen?


            Fast scheu erheben sich aus Deinen Köpfen
            vereinzelte Zweige hinein in den Licht-Umkreis,
            lauschen wie in weite Fernen
            dem Wind, der ihre Spitzen erzittern lässt,
            umfassen leise erahnend sich gebärendes Licht.


            Nicht lange mehr und Du trägst in Deiner Krone
            einen Blütenkelch voll paradiesischer Unschuld,
            vergessen lassend den Frost der eigenen Seele,
            die Unbill des Unmöglichen.


            Du Frühlingsbote in frostiger Verkleidung,
            Bringer Du,
            in kalter Winternacht gereifter, neuer Fülle.

            © Bernhard Albrecht, 25.02.2013
            Gabriele Brunsch gewidmet